Jede Region, jedes Land ist stolz auf seine Trachten. Neben den wunderschönen Damen-Trachten bilden die Männer-Trachten eine positive Ergänzung. So auch in Kärnten mit dem „Kärntner Anzug“. Männer jeden Alters und jedes „Standes“ tragen ihn; er scheint schon seit jeher zur Trachtenkultur zu gehören, doch der Kärntner Anzug ist noch relativ jung: Erst bei der Handwerkerausstellung 1911 wurde das Gewand erstmals präsentiert.
So entstand der Kärntner
Der Kärntner hat seine Wurzeln im vorigen Jahrhundert und wurde seitens des Kärntner Heimatwerkes schon öfter einer schonenden Erneuerung unter Beibehaltung der traditionellen überlieferten Vorgaben unterzogen. Dabei wurden die Stoffqualitäten den heutigen Anforderungen angepasst und gewisse Änderungen im Bereich der Passform und des Tragekomforts vorgenommen. Ende des 19. Jahrhunderts trugen die meisten Kärntner Trachtenträger einen grauen Rock mit grünem Kragen nach dem steirischen Vorbild Erzherzog Johanns. Die im Jahre 1910 gegründete Kärntner Landsmannschaft schuf ein Jahr später zur Festigung des Landesgedankens auf der Grundlage einer Kanaltaler Trachtenüberlieferung das zunächst kastanienbraune, dann haselnussbraune „Kärntner Gwandl“. Den Entwurf lieferte der Villacher Maler Resch. Der Kragen ist grün, das schwarze Samtleibchen mit gesticktem Blumenmuster hat zwölf silberne Kugelknöpfe. Schon damals konnte man zwischen einer gleichfarbigen, braunen Hose oder der festlicheren Variante mit der schwarzen Hose wählen.
Der Jubiläums-Kärntner
In diesem Jahr feiert Kärnten das 100-jährige Jubiläum der Volksabstimmung. Aus diesem Anlass wurde seitens des Kärntner Heimatwerkes der 1912 im Auftrag der Kärntner Landsmannschaft entwickelte „Kärntner Anzug“ neu gefertigt, der sich an Reschs Zeichnungen und den Vorgaben der Kärntner Landsmannschaft orientiert. Die Samtweste, welche in Schwarz oder Braun erhältlich ist, ist mit 80 Jahre alten, seit Jahrzehnten nicht mehr gestickten, leicht modifizierten Blümchen übersäht. Produziert wird vom Stoff bis zu den Hirschhornknöpfen alles in Kärnten. Die Stoffqualität besticht durch die Anzahl von sechs Fäden, die Farbgestaltung wurde dem ursprünglichen Modell von 1912 angepasst. Die Hose ist ein wenig schlanker geschnitten.
Der leichte Salon-Kärntner
Dann gibt es noch den Salon-Kärntner, der im Jahr 2006 seitens des Kärntner Heimatwerkes in Zusammenarbeit mit der Kärntner Landsmannschaft und den weiteren Trachtenverbänden entwickelt und umgesetzt wurde. Die leichtere Stoffqualität und der hochgeschlossene Kragen, welcher eine Alternative zum seinerzeitigen Umlegekragen ist, hat dazu beigetragen, dass er sich in den vergangenen Jahren zu dem Kärntner Anzug entwickelt hat. Vor allem die Jugend trägt den Salon-Kärntner, nicht nur in Kombination mit einer schwarzen Hose, sondern oft auch zur Jeans.
Der elegante Business-Kärntner
Im Jahr 2017 wurde ein neues Modell des Kärntner Anzugs designt und entwickelt – der Business Kärntner. Dafür wurde Stoffqualität gefunden, welche durch eine sehr ansprechende Optik und höchsten Tragekomfort besticht. Echte handgefertigte Hirsch-Hornknöpfe aus Kärnten sind ein absolutes Muss. Der Anzug besteht aus einem Sakko mit Umlegekragen mit einem Karo-Innenfutter aus Seide, wobei die Länge des Sakkos kürzer ist. Die Weste in V-Form ist aus demselben Stoff wie das Sakko. Besonders beliebt ist diese besondere Art der Anfertigung bei Chören und Kapellen, da sich ihre Auftritte in den Sommermonaten angenehmer gestalten. Eine modisch geschnittene, engere Hose mit grünem Passepoil rundet das elegante Erscheinungsbild ab.