Mit der in Salzburg lebenden Autorin Birgit Birnbacher erhält dieses Jahr wieder eine Österreicherin den von der Landeshauptstadt Klagenfurt gestifteten, mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis.
Auch der „zweite“ und „dritte Preis“ gehen an einen Literaten bzw. eine Literatin aus Österreich. Gleich drei von fünf im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerbes ausgezeichnete Autorinnen und Autoren kommen aus Österreich.
Die in Salzburg lebende Schriftstellerin Birgit Birnbacher, die hauptberuflich als Soziologin tätig ist, beeindruckte die Jury mit einem, wie sie sagt, eigens für Klagenfurt geschriebenen Text. Der Beruf der Preisträgerin spielt auch in ihrem Text „Der Schrank“ eine Rolle: er dreht sich um eine soziologische Studie über Lebensverhältnisse, um Neue Arbeit und um zum Teil prekäre Lebenssituationen von Menschen in einem Mietshaus. Der im Stiegenhaus stehende Schrank fällt zunächst wenig auf, bis er sich als Geschenk der Mutter der Ich-Erzählerin herausstellt…
Für diese gelungene Erzählung erhält Birgit Birnbacher den mit 25.000 Euro dotierten, von der Stadt Klagenfurt gestifteten, Ingeborg-Bachmann-Preis 2019.
Auch der Deutschlandfunkpreis (12.500 Euro) geht an einen Österreicher, und zwar an in Vöcklabruck geborenen, in Hannover lebenden Autor Leander Fischer und seinen Text „Nymphenverzeichnis Muster Nummer eins Goldkopf“, in dem Fliegenfischen und Musik eine wichtige Rolle spielen.
Und noch eine Österreicherin unter den Preisträgern: die gebürtige Kärntnerin Julia Jost, die in Hamburg lebt und als Regisseurin arbeitet, überzeugte die Jury mit „Unweit vom Schakaltal“, in dem die Ich-Erzählerin ein Bild Kärntens zeichnet und von einigen Jurymitgliedern für eine gewisse „Sagenhaftigkeit“ und den teils „rotzigen Ton“ gelobt wurde.
Julia Jost wird mit dem mit 10.000 Euro dotierten Kelag-Preis ausgezeichnet.
Der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis ging an den in Köln lebenden Yannic Han Biao Federer und seinen von der Jury kontroversiell diskutierten Text über Trennungsschmerz mit dem Titel „Kenn ich nicht“. Ein sehr politischer Text, der in der Jury die Diskussion „Was ist Literatur und was ist Reportage“ auslöste, hat die Leserinnen und Leser überzeugt. Deshalb geht der von der BKS gestiftete Publikumspreis (7.000 Euro) nach einem Online-Voting an die gebürtige Münchnerin Ronya Othmann für ihren Text „Vierundsiebzig“, in dem die Protagonistin an irakische Orte reist, wo sie Familienmitglieder, Bekannte und Fremde besucht. In zahlreichen Gesprächen erfährt sie einiges über den 2014 vom IS verübten Völkermord in Shingal. Mit dem Publikumspreis verbunden ist auch das Klagenfurter Stadtschreiberstipendium – Ronya Othmann wird im Sommer 2020 Klagenfurter Stadtschreiberin sein.
Jurysprecher Hubert Winkels zeigte sich am Ende der diesjährigen „Tage der deutschsprachigen Literatur“ über die Texte und Diskussionen sehr zufrieden: „Ein Weinkenner würde es mit den Worten ‚Es war ein gutes Jahr‘ beschreiben“, so Winkels. Im Bild: Bachmann-Preisträgerin 2019 Birgit Birnbacher mit Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz und Stefan Gmünder.
Foto: StadtPresse / Walter Fritz