Einst kurten in Bad Gastein Kaiser und Könige und der Promi-Jetset. Dann fiel das „Monte Carlo der Alpen“ in einen Dornröschenschlaf. Nun wird das einstige Belle-Époque-Bergdorf wachgeküsst – von Künstlern, Kreativen und Köchen.
Schauspieler Friedrich Liechtenstein („Supergeil“) ist nicht der einzige Kreative, den es in den hinteren Teil des Gasteinertals verschlagen hat. Beim Festival „sommer.frische.kunst“ in Bad Gastein bleiben Künstler, darunter auch Größen wie Liza Minnelli oder Nora Tschirner, mitunter gleich wochenlang hier, um in den Ateliers im denkmalgeschützten Kraftwerk zu Füßen des imposanten Wasserfalls zu arbeiten. Das Festival ist einer der Hauptgründe für Bad Gasteins Entwicklung zur „Hochburg für Kreative und Verrückte“, wie es die Neue Zürcher Zeitung formulierte.
Ein anderer ist die „Art on Snow“, die mit ihren Schnee- und Eisskulpturen, Lichtershows und riesigen Schneegemälden längst als größtes Winterkunstfestival der Alpen gilt.
Berühmt sind auch Kulinarikevents wie die Dinner-Gondelfahrten im nahen Dorfgastein und die „Gasteiner Skihauben“, die Eckart Witzigmann, „Koch des Jahrhunderts“ und Ehrenbürger von Bad Gastein, mitinitiiert hat und wie folgt beschreibt: „Bei den ‚Gasteiner Skihauben‘ bieten ausgewählte Skihütten feine Schmankerln an, nach den Rezepten und der Einschulung von sieben Haubenköchen.“
Die hohe Kunst des Kochens beherrschen auch die von Berlin ins Salzburger Land gezogenen Jan und Stefan, die 2016 das außerhalb gelegene Waldhaus Rudolfshöhe übernahmen. Vier Gästezimmer, Mini-Restaurant – selten ist der Spruch „klein, aber fein“ so passend. Untermalt von Chansons aus den Zwanzigern kredenzen sie in liebevoll gestalteter Umgebung gerade mal einer Handvoll Gästen eine Handvoll (Schmor-)Gerichte – und hauchen jenem jahrhundertealten Ort, an dem schon Kaiserin Sisi picknickte, neues Leben ein.
Zeitreisen in Bad Gastein
Zeitreisen macht man in Bad Gastein ständig. Etwa dank der Nostalgie-Einersesselbahn, die hinauf zur urigen Bellevue Alm schaukelt, wo man sich – abgesehen vom unnötig großen Flatscreen – so wohl fühlt, dass man kaum aufbrechen will zur dann doch herrlich amüsanten Rodelpartie. Oder dank der einst prächtigen, in den letzten Jahrzehnten aber heruntergekommenen k.u.k.-Prachtbauten im Ortszentrum. Schließlich war Bad Gastein im 19. Jahrhundert aufgrund seiner heißen Thermalquellen Pilgerziel für alles, was Rang und Namen hatte, inklusive Kaiser Wilhelm I. und Fürst von Bismarck.
Stein gewordener Ausdruck der großen Bedeutung waren die bis zu zwölf Stockwerke hohen Unterkünfte, die Namen trugen wie Grand Hotel de l’Europe oder Mirabell, und nach und nach verwaisten. Aus der Ferne sorgen sie auch im 21. Jahrhundert für ein einmaliges Ambiente, das das „Monte Carlo der Alpen“ von allen anderen Wintersportorten abhebt – aus der Nähe jedoch eher für ein skurriles Ruinenflair.
Viele neue Attraktionen
Dank neuer Besitzverhältnisse und Nutzungsideen kommt derzeit aber viel Bewegung in den Ort, dessen Stimmung ohnehin seit Längerem aufwärts geht – und mit ihr die Gästezahlen. Daran haben auch das ausgeprägte Nightlife, das mit vielen Live-Konzerten punktet, und die 2017 generalsanierte, legendäre Felsentherme ihren Anteil.
Auch in puncto Skifahren hat sich einiges getan. Vor allem auf dem 2.251 Meter hohen Stubnerkogel. Es gibt neue Bahnen, eine Hängebrücke und eine Aussichtsplattform. Herrlich lange Abfahrten gab es schon immer, etwa ins bei Langläufern beliebte Angertal – zugleich die Skiverbindung nach Bad Hofgastein. Dort passiert gerade besonders viel. Rund 85 Millionen Euro wurden, unter anderem durch Crowdfounding, in die Umwandlung der Schlossalm-Standseilbahn in eine 10er-Gondelbahn gesteckt, die im Januar 2019 mit großem Tamtam eröffnet wurde.
Eines der teuersten Neubauprojekte des diesjährigen Alpenwinters besticht durch moderne Architektur, höchsten Komfort und ein hohes Augenmerk auf Nachhaltigkeit. Das wird noch mehr Leute anlocken, wobei schon jetzt an Spitzentagen sämtliche Verleihski und Skilehrer ausgebucht sind. „Es wird immer schwieriger, einheimische Skilehrer zu finden“, berichtet der 29-jährige Guide Matthias, „viele kommen aus dem Ausland, ein Gutteil etwa aus Dänemark.“
Was auch an den auffällig vielen skandinavischen Gästen liegt. Die haben weniger die typischen Bad Gasteiner Osteoporoseprogramme und den Radonstollen auf ihrer Agenda als das pulsierende Nachtleben. Mit Vorliebe steuern Feierfreudige die im Westernstil gehaltene Silver Bullet Bar an oder die von Schweden geführte Haeggbloms Bar und die wohl bekannteste Bar des Ortes: das Eden.
Verwendete Quellen:
t-online.de
Reiseredaktion SRT
Foto: pinterest/Gasteinertal