„Die Zeit reist für unterschiedliche Leute mit unterschiedlichem Schritt. Ich kann Ihnen sagen, mit wem die Zeit trottet, mit wem die Zeit trabt, wem die Zeit galoppiert und wem die Zeit stillsteht.“ (William Shakespeare, Wie es euch gefällt)
Das 50-Jahre-Jubiläum des Carinthischen Sommers ist für die Veranstalter Anlass, weiter über den relativen Begriff der Zeit nachzudenken. So wirken die späten sechziger Jahre manchmal wie eine ferne Epoche. Einigen allerdings, die damals dabei waren, mag der Gedanke kommen, das alles sei doch gerade erst gewesen. Wie war das 1969 in Ossiach? Wie entstand dieses kleine, feine Festival im malerischen Stift am See? Mit dem Festkonzert von Hans und Martin Haselböck und dem Orchester Wiener Akademie würdigen bedeutende Protagonisten von damals die Gründung des Carinthischen Sommers.
Der Präsenz des Vergangenen in der Gegenwart spüren vielfältige Konzerte nach: der bekannte Gitarrist und Radiomoderator Helmut Jasbar gestaltet eine Jazzkonzertreihe mit Annäherungen an John Dowlands Time stands still und Tom Waits’ Time. Die australische Performancekünstlerin Tamara Friebel und die Künstlerfamilie Orsini-Rosenberg widmen dem Shakespeare-Motto einen „lazy summer afternoon“ mit Uraufführungen und Barockmusik auf Schloss Damtschach.
Insgesamt ist das Festivalprogramm 2019 in seiner Feinheit und Differenzierung ein Gegenentwurf zum derzeitigen Populismus und dessen Schwarzweißmalerei. Es lädt ein zum genaueren Hinhören, eine „Schule des Hörens“, wie Der Standard über die vergangene Saison schrieb. Die Auseinandersetzung mit dem Kärntnerlied geht 2019 unter der Ägide von Akos Banlaky weiter. Jury Everhartz trägt mit zwei Uraufführungen als Artist in Residence zum Festivalprogramm bei. Mit CS unterwegs zieht alljährlich ein Ensemble mit avantgardistischen Bearbeitungen von Volksmusik auf Strecken der ÖBB durch das Land, diesmal mit neuer Musik von Dieter Kaufmann.
In den letzten drei Spielzeiten haben wir mit dem Festival eine größere Offenheit als je zuvor erreicht: Neue Spielorte wurden entdeckt, mit den Carinthischen Musiksalons in Kärntens schönsten Schlössern, Gärten und Privathäusern. Picknick-Konzerte auf Schloss Damtschach und Stationenkonzerte im und um das Stift Ossiach wecken Neugier und Lust auf Musik an ungewohnten Orten mit Konzerterlebnissen, wie sie sonst nur in renommierten Konzerthäusern dargeboten werden.
Freuen Sie sich mit mir auf Weltklasse-Künstlerinnen und Künstler wie Fazıl Say, Iveta Apkalna, Rudolf Buchbinder, Emmanuelle Bertrand und das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) unter der Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla, namhafte Ensembles wie das Altenberg Trio, das Minetti Quartett, das Adamas Quartett, die Ensembles CASTOR und Prisma Wien genauso wie auf junge, vielversprechende Formationen wie die Metropolitan Youth Symphony oder die Künstlerinnen und Künstler des The New Austrian Sound of Music-Förderungsprogramms des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres und den jungen österreichischen Orgelvirtuosen Johannes Zeinler.
In diesem Jahr präsentiert der Carinthische Sommer mit dem Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb ein außergewöhnliches Konzerterlebnis.
Möglich wurde dies durch die seit zwei Jahrzehnten bestehende wunderbare Zusammenarbeit mit Isabella Gabor für einen der exzellentesten Gesangswettbewerbe zur Förderung des Sängernachwuchses.
Ihr Holger Bleck
Intendant des Carinthischen Sommers